64. Herbst 2021: Haste mal ein bisschen Kohle? Terra Preta

Haste mal ein bisschen Kohle?

Terra Preta – schwarzes Gold für Bodenfruchtbarkeit und Klimaschutz

Agrecol Herbst-Treffen 2021 auf Schloss Ortenberg, Offenburg

Bericht: Ingeborg Neunhäuser und Johannes Kotschi

Der vollständige Bericht mit den Präsentationen folgt in Kürze.

Einleitung

Terra Preta heißt auf Portugiesisch „Schwarze Erde“ und bezeichnet einen fruchtbaren, tiefschwarzen Boden im Amazonasgebiet. Als Forscher ihn in den 1960er Jahren entdeckten, standen sie vor einem Rätsel. Denn eigentlich gilt der Regenwaldboden als karg und nährstoffarm. Und tatsächlich ist Terra Preta kein natürliches Phänomen, sondern entstand durch jahrhundertelange Bewirtschaftung. Die Indios reicherten den Boden mit einem kompostierten oder fermentierten Gemisch an, das aus Pflanzenresten, Dung sowie menschlichen Fäkalien bestand und Kohle aus den Herdstellen enthielt (NABU). Letzteres, die sogenannte Pflanzenkohle hat zu einem regelrechten Boom bei Kleingärtnern geführt. Nach dem Vorbild der brasilianischen Schwarzerde sollen die pflanzenkohlehaltigen Produkte zum Humusaufbau und einer deutlich höheren Bodenfruchtbarkeit beitragen. Durch ihre poröse Struktur verfügt die Kohle über eine große Oberfläche. „Hier können sich Mikroorganismen ansiedeln, Wasser und Nährstoffe gespeichert werden“, erklärt Dr. Ines Vogel von der Freien Universität Berlin. Besonders gut entfalte die Kohle diese Wirkung, wenn man sie beim Kompostieren zufüge.

Die oben genannten Eigenschaften machen PK zu einem wichtigen Faktor in der Landwirtschaft; Pflanzenkohleprodukte können Humusaufbau und Fruchtbarkeit von Böden erheblich steigern. Hergestellt wird die Pflanzenkohle durch Pyrolyse von Biomasse, z.B. von Schnittgut, Ernteresten und natürlich Holz.

Durch die Pyrolyse wird der Kohlenstoff in eine stabile Form verwandelt, in Pflanzenkohle. In den den Boden eingebracht, kann der Kohlenstoff über Tausende von Jahren gespeichert und so der Atmosphäre entzogen (D. Kray; Landwirtschaft 5.0, Offenburg).

Die Referenten und ihre Themen

  • Harald Bier, Vorsitzender des Fachverbands Pflanzenkohle und Geschäftsführer des European Biochar Industry Consortium, Freiburg: Pflanzenkohle und Terra Preta: Technologien, Erfahrungen, Bewertungen
  • Carola Hellweg, Freiburg: Erfahrungen mit Pflanzenkohle (u.a. bei Rebkulturen mit Blick auf Wasser/Nährstoffe/Kosten/ Herstellung im Felde),
  • Christa Roth, Malawi (zugeschaltet per Video Konferenz): Pflanzenkohle als Nebenprodukt beim Kochen
  • Noemi Stadler Kaulich, Bolivien: Bonus der Dynamischen Agroforstwirtschaft: Terra Preta- Erfahrungen aus Mollesnejta Bolivien

Die Referenten lieferten insgesamt einen breit gefächerten Überblick über den aktuellen Stand der Herstellung und Nutzung von Pflanzenkohle und betonten deren Bedeutung für Bodenfruchtbarkeit und Klimaschutz.

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