48. Herbst 2012: Copyleft für Kulturpflanzen und Nutztiere? (Dottenfelder Hof, Bad Vilbel)

 

  • Posted on: 10 July 2012
  • By: Thomas

Hintergrund

Die Privatisierung im Saatgutsektor schreitet ungebremst voran und die Grenzen sinnvoller Privatisierung sind längst überschritten. Nur 10 internationale Saatgutfirmen kontrollieren mehr ca. 75% des weltweit kommerziell gehandelten Saatgutes über Patente oder gesetzlich geregelten Sortenschutz. Die Schaffung von Privateigentum in den Händen weniger verdeutlicht in erschreckender Weise, wie sehr der Trend zur Monopolbildung sich negativ auf die biologische Vielfalt und die Innovationsentwicklung in der Sortenzüchtung auswirkt. Es mehren sich die Stimmen (auch seitens der Züchter), die in der Überbetonung geistiger Eigentumsrechte  ein Hemmnis für Innovationsentwicklung sehen. Züchter klagen zunehmend über mangelnden Zugang zu Zuchtmaterial.

Ermutigende Gegenmodelle, die auf die Schaffung von Gemeingütern setzen, befinden sich noch sehr am Anfang. Dazu gehören internationale Regelwerke wie der Internationale Saatgutvertrag mit den Farmers’ Rights, die Biodiversitätskonvention mit dem access and benefit sharing Regime, sowie die Interlaken Deklaration und ihrer Forderung nach Livestock Keepers’ Rights.

Gleichzeitig gibt es eine Reihe gemeinnütziger Initiativen, die sich um die Erhaltung oder Entwicklung von Saatgut oder Tierrassen in Form von Gemeingütern bemühen. Hier lautet die Frage ist , wie man diese oppositionellen Ansätze konzeptionell ausgestalten, rechtlich absichern und sie zu einem Machtfaktor werden lassen kann. Dabei geht es nicht nur um die Frage der Schaffung von beispielsweise Sorten, die als Gemeingut registriert sind, sondern auch um die Erhaltung des Gemeingut-Charakters für Folgeprodukte.

Seit etwa 10 Jahren kursiert unter dem Stichwort „Bio-Linux“ die Idee, den in der Informatik entwickelten Open Source Gedanken auf  den Bereich der genetischen Ressourcen zu übertragen, für die Entwicklung von Saatgut anzuwenden und entsprechende Verfahren zu entwickeln. Wichtige Fragen sind dabei:

  • Wie lässt sich das Copyleft Prinzip in der Pflanzenzüchtung realisieren?
  • Welche Möglichkeiten gibt es, Saatgut zu verkaufen (um zukünftige Züchtung zu finanzieren) und gleichzeitig den Gemeingüter Charakter des Saatguts zu erhalten?
  • Wie könnte ein Bio-Linux aussehen?

Diese und andere Fragen wurden auf der AGRECOL Veranstaltung „Copyleft für landwirtschaftliche Kulturpflanzen und Nutztiere?“ im Oktober 2012 behandelt. Die Tagungsergebnisse sind in einer Dokumentation zusammengestellt.

Zusammenstellung der Präsentationen, Diskussion und des Follow-Up des Treffens