44. Herbst 2010: Bodenfruchtbarkeit (Dottenfelder Hof, Bad Vilbel)

Das Herbsttreffen 2010 hielten wir vom 15. bis 17. Oktober auf dem Dottenfelderhof in Bad Vilbel zum Thema „Bodenfruchtbarkeit“ ab. Normalerweise werden keine Tagungen auf dem Hof gehalten, aber für uns – eigentlich für den Hauptorganisatoren Johannes Kotschi – hat die Hofgemeinschaft eine Ausnahme gemacht. Die Unterkunft war spartanisch und wir haben selber unser Frühstück und Abendbrot im Schulbauernhof hergerichtet – aber das gemeinsames Wohnen und Schaffen für zwei intensive Tage haben eine sehr gemütliche Atmosphäre geschaffen.

Wir waren alle vom Hof und den vielfältigen Tätigkeiten der Hofgemeinschaft sehr angetan – neben der biodynamischen Landwirtschaft mit Getreide, Gemüse, Obst und Tierhaltung (ca. 80 Milchkühe sowie Schweine und Hühner) auch die Bäckerei, die Käserei, das Restaurant, der Hofladen, die Landbauschule, die Forschung und auch noch verschiedene Veranstaltungen für Bürger im Umkreis. Wir genossen den im Hof gekelterten frischen Apfelsaft und viele andere Hofprodukte. Bei den Führungen durch Hof und Felder und später beim Kaffeetrinken gab es lebhafte Diskussionen mit Biobauer Martin van Mackensen über die verschiedensten Themen, von der Kompostierung bis zur Entscheidungsfindung in der Betriebsgemeinschaft, die aus mehreren Familien besteht. Uns hat beeindruckt, dass die Bewirtschafter des Hofes zwar an den Prinzipien ihres Übervaters Rudolf Steiner festhalten, aber in der Praxis doch recht pragmatisch sind. Und für andere Klimazonen als Deutschland können sie zugeben, dass dort vielleicht Brennnesselextrakt durch andere Pflanzenextrakte ersetzt werden sollte.

Das Programm für das Wochenende war eine ausgewogene Mischung aus Vorträgen, Diskussionen, Gruppenarbeit und Besichtigungen. Joachim Raupp brachte eine Übersicht über biologische-dynamische Methoden in der Landwirtschaft aus wissenschaftlicher Sicht (er ist seit langem in der Forschung tätig), vor allem über die Wirkung biodynamischer Präparate auf das Wurzelwachstum. Johannes referierte über Mineraldüngung in ökologischer Intensivierung der Landwirtschaft, worüber er vor kurzem eine Studie im Namen von Agrecol gemacht hat. Berthold Schrimpf und Johannes brachten ihre Beobachtungen zur Praxis von „Conservation farming“ in den Tropen ein. Willem Stoop berichtete über die Beziehung zwischen SRI (System of Rice Intensification) und Bodenfruchtbarkeit. In Gruppen haben wir weitere Erfahrungen über „ökologische Intensivierung“ und „conservation agriculture“ in der kleinbäuerlichen Landwirtschaft an subhumiden und semiariden Standortorten ausgetauscht – und eine Gruppe vertiefte sich in die Frage „Was wird eigentlich in der ökologischen Intensivierung intensiviert?“ (und habe Wissen und Kreativität vorgeschlagen).

Vielen Dank an Johannes, der die Tagung sowohl inhaltlich als auch logistisch organisiert hatte, und an Jochen Currle und Georg Dürr für die Moderation während des Seminars. Wir danken auch Martin van Mackensen für die Führungen und Diskussionen zum Leben und Schaffen auf den Dottenfelderhof und Reinhard Lübbert von der Landbauschule für das Organisieren unserer Unterkunft und Verpflegung.

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kotschi@agrecol.de